Das Rennofenprojekt – Zwei ereignisreiche Wochenenden

15. November 2024 | MINT-Beiträge

Ein Erlebnisbericht aus der Sicht eines Schülers zum Rennofenprojekt unter der Leitung von Frau Bursche 2024

Seit Mai dieses Jahres beschäftigen wir uns, eine jahrgangsübergreifende Zusammensetzung aus Schülerinnen und Schülern des Gymnasium Holthausen in Hattingen, mit dem historischen Verfahren der Eisenherstellung in Rennöfen.

Rennöfen sind meist aus einem Lehm-Sand-Gemisch erbaute, sich nach oben hin etwas verjüngende Röhren. Das Lehm-Sand-Gemisch wird meist zusätzlich mit Streu oder Pferdemist versetzt, was das schnelle Aufreißen der Ofenwand beim Erhitzen reduziert. Das Eisenerz wird mit Kohlenstoffmonooxid als Reduktionsmittel in einer Redoxreaktion reduziert.  Die im Rennofen hergestellte, sogenannte Luppe, ist ein Eisenschwamm bestehend aus schmiedbaren Roheisen und flüssiger Schlacke. Anders als im Hochofen ist das gewonnene Eisen also fest. Die Bezeichnung „Rennofen“ entstand, da die flüssige Schlacke aus dem Ofen heraus-„rennt“.

Nachdem die älteren Schüler von uns das bereits im Chemieunterricht erworbene Grundwissen aufgefrischt hatten, folgte nach den Ferien bereits der erste Höhepunkt unseres Projektes. Dank Frau Bursche konnte eine neue Kooperation mit dem LWL-Museum Henrichshütte zustandekommen. Aus diesem Grund konnten wir am 30.08.2024 einen faszinierenden Tag auf dem Gelände der Henrichshütte verbringen. Neben dem eigentlichen „Fahren“ des Rennofens, wie es in der Fachsprache bezeichnet wird, bekamen wir die Möglichkeit selbst Metall zu schmieden, zu gießen, erhielten ganz besonderen Unterricht zum Thema Erze und wurden zu einer ganz besonderen Hochofenführung eingeladen.

Auf dem Bild ist zu sehen, wie Jan den Rennofen befüllt.

Nur eine Woche später, am 05.09.2024, reisten wir dann zum „Internationalen Rennofensymposium“, welches dieses Jahr auf dem Gelände des Sachsenhofes in Greven stattfand. Hier hatten wir die darauffolgenden drei Tage Zeit uns mit anderen Rennofenfahrern und Rennofenfahrerinnen auszutauschen.
Wir hätten nie gedacht, dass so viele verschiedene Nationen diesem Hobby des „Eisenmachens“ nachgehen. Jedes Team hatte ein eigenen „Rezepte“ für die Erz-Kohle-Mischung und auch die Öfen sahen nicht nur immer anders aus, sondern wurden auch aus verschiedensten Materialien erbaut und mit den seltsamsten Konstruktionen belüftet.

Wir konnten deutlich den Vorteil der reduzierten Aufbauzeit des von Frau Bursche entwickelten mobilen Rennofens erkennen, denn alle anderen Gruppen brauchten mindestens einen ganzen Tag für den Aufbau.

 

Auf dem Bild ist der mobile Rennofen zu sehen, der in weniger als zwei Stunden einsatzbereit ist.

Von Erzählungen angetrieben, dass die Flamme, die wir tagsüber nur mit einer Wärmebildkamera sehen konnten, nachts wunderschön blau leuchten, überredeten wir Frau Bursche die Verhüttung mit uns nachts durchzuführen. Während die Jüngeren schlafen gingen, haben wir vorgewarnt, dass es etwa bis 4.30 Uhr morgens dauern würde, Frau Bursches mobilen Rennofen aufgestellt und konnten schon zwei Stunden später, um 22.00 Uhr anfangen zu verhüttet. Um 2.30 Uhr, in weiser Voraussicht, dass sich die nächsten 1 ½ Stunden für uns, ohne weitere Befüllung sehr hinziehen würden, beschloss Frau Bursche den Ofen nicht mehr weiter zu befüllen und ihn runterbrennen zu lassen. Tatsächlich wurden wir plötzlich sehr schnell müde, so dass wir die Fahrt abbrachen. Es fehlte uns noch ca. eine ¾ Stunde, um auch das Erz der letzten Befüllungen noch zu reduzieren. Die um 3.30 Uhr noch unverbrannte Holzkohle erschwerte, dass Komprimieren der Luppe beim Öffnen des Ofens.

Am nächsten Tag, nachdem wir ausgeschlafen waren, haben wir unsere Luppe ausgeschmiedet. Wir waren sehr zufrieden, denn trotz des Abbruchs der Fahrt war das Ergebnis der langen Nacht ein ordentliches Stück Luppe, bestehend aus Roheisen und Schlacke.

An dieser Stelle nochmal unseren herzlichen Dank an Frau Bursche, für dieses tolle und unvergessliche einmalige Erlebnis!
Wir freuen uns auf weitere Projekte dieser Art.

Jan Oppel 10c