Schüler*innenaustausch im Rahmen des Brigitte-Sauzay-Programm

16. Mai 2022 | Austausch

Salut tout le monde!

Was für ein Glück, dass meine Französischlehrerin uns über das Brigitte-Sauzay-Programm erzählt hat, denn ich wollte schon seit sehr langer Zeit einen internationalen Austausch machen und so hat sich für mich eine Möglichkeit eröffnet. Wir haben uns zu Hause die wichtigsten Informationen zum Programm angeschaut und schon stand der Entschluss fest. Die Suche nach einer passenden Austauschschülerin dauerte nicht lange, denn als ich meine eigene Anzeige eingestellt habe, haben sich bei mir sofort sehr viele Leute per E-Mail gemeldet. (Es kommt also auf eine gute Anzeige an! 😊) Dann musste ich nur noch aussuchen, mit wem ich diesen Austausch machen will. Lias E-Mail (Lia ist meine Austauschschülerin) hat mir direkt am besten gefallen. Ich habe Kontakt zu ihr aufgenommen. Die Chemie zwischen uns beiden schien sofort zu stimmen. Es hat sich aber herausgestellt, dass sie 2 Jahre älter als ich ist und ich dachte schon, dass es vielleicht nicht passen wird, doch es war anschließend gar kein Problem. In nur einer Woche hatten wir alles unter uns ausgemacht. Auch unsere Eltern haben sich per Videoanruf miteinander unterhalten. Alles hat gestimmt. Die ganzen Formalitäten mit unseren Schulen haben wir auch schnell erledigt und den Antrag beim Brigitte-Sauzay-Programm gestellt. Dem Austausch stand nach insgesamt drei Wochen nichts mehr im Wege.

Lia ist zu mir für 4 Wochen gekommen. Diese 4 Wochen sind sehr gut verlaufen. Wir hatten Spaß miteinander und ich habe ihr einiges in Deutschland gezeigt. Anschließend bin ich zur Lia gefahren, vom 5.3.2022 bis zum 24.4.2022, insgesamt für 7 Wochen. 5 von den 7 Wochen hatte ich Schule und 2 Wochen habe ich mit Lia die Ferien verbracht.

Ich bin mit dem Zug von Köln nach Paris gefahren. Die Zugfahrt hat nicht lange gedauert, nur 3 Stunden und ich war schon da. Lia und ihre Eltern haben mich abgeholt und wir haben ein sehr schönes Wochenende in Paris verbracht. Wir waren im Louvre, am und auf dem Eiffelturm, neben dem Notre-Dame, am Arc de Triomphe de l’Etoile, im Centre Georges Pompidou, auf der Pont Alexandre III und Chateau de Versailles.

Am Wochenende wohnt meine Austauschschülerin bei ihr Zuhause, in dem Dorf La Couyère und über die Woche wohnt sie im Internat in Rennes, der zur ihrer Schule gehört. Ich hatte auch ein Zimmer im Internat und habe genauso wie Lia die Schule besucht. Das Zimmer war klein aber dort gab es alles was man braucht: Schrank, Bett, Magnettafel, Regal und Tisch mit Stuhl. Die Waschbecken, Toiletten und Duschkabinen waren für alle Mädchen im Internat (ein Bereich pro Etage). Auf unserer Etage gab es zwei kleine Küchen wo man etwas in den Kühlschrank stellen konnte, Tee kochen oder etwas warm machen konnte.

Die Unterrichte in Frankreich dauern sehr lange, nämlich von 8:00 Uhr bis 18:00 Uhr (Wir in Deutschland haben es noch verhältnismäßig gut 😊). Daran musste ich mich erstmal gewönnen. Nur mittwochs und freitags hatten wir Schule bis 14 Uhr. Man hat nur eine Stunde Pause von 12:00 Uhr bis 13:00 Uhr, wo man in der Cafeteria Mittagessen kann. Keine Pausen zwischen zwei Stunden. Eine Schulstunde in Frankreich dauert 60 min, nicht 45 min.

Das Essen in Frankreich war sehr lecker, nicht nur bei Lia zuhause, sondern auch in der Cafeteria im Internat. Ich habe vieles ausprobiert und neue Lieblingsgerichte gefunden. Zum Beispiel mochte ich sehr gerne Tartiflette, Galette, Quiche, Muscheln, Nougat Eclairs, Macarons, Croissants, painperdu und natürlich Crêpes. In Frankreich essen die Menschen echt viel und lassen nichts auf dem Teller liegen. Aber nur 3-4 Mal pro Tag und nichts zwischendurch. Sie lassen sich sehr viel Zeit beim Essen, wenn sie mit der ganzen Familie essen, dann reden sie noch sehr lange.  Es gibt immer viele Gänge (auch in der Kantine gab es eine Auswahl). Zum Beispiel gab es bei Lias Oma Zuhause einmal Aperitif (Chips, Möhre, Gurke), danach Pizza, Quiche, Reis mit Lachs und Jakobsmuscheln, dann Banane mit Schokolade und heiße Schokolade oder Kaffee mit Kuchen. Lecker! Aber sooo viel!

Die Schüler in Frankreich haben auch recht wenig Freizeit, denn nach der langen Schule müssen sie noch Hausaufgaben machen oder lernen. Dies dauert wirklich sehr lange, meine Austauschschülerin sitzt nämlich oft noch in der Nacht bis ca. 2 Uhr und lernt. Die Franzosen lernen viel auswendig, denn sie schreiben viele Klausuren in jedem Fach, ungefähr 4/5 pro Woche. AG’s gibt es kaum, es werden nur Fußballspiele abends gespielt, dies nehmen sie recht ernst, denn Schüler feuern ihre Mannschaft immer an. Jedoch konnte ich mir zum Beispiel aussuchen, ob ich die Klausuren mitschreiben will oder nicht. Ich habe in dieser Zeit keine Noten bekommen.

Fächer wie zum Beispiel Englisch hatten interessante Themen, beispielsweise haben wir über Fake News oder auch über kanadische Ureinwohner geredet und darüber wie sie behandelt wurden.

Ich hatte pro Woche 6 Englischstunden, 4 Französischstunden, 4 Ökonomiestunden, 2 Physikstunden, 4 Geopolitikstunden, 2 Naturwissenschaftsstunden, 2 Sportstunden 3 Lateinstunden und 11 Deutschstunden. Lia macht AbiBac in ihrer Schule, das bedeutet, dass sie Fächer wie Erdkunde und Geschichte auf deutsch hat. Dadurch ist ihr deutsch recht stark, denn sie hat wie schon vorher erwähnt 11 stunden deutsch in der Woche und Geschichte und Erdkunde auf deutsch, deutsche Literatur und einfach Deutsch. Was mich sehr erstaunt hat war, dass die Schüler dieser Schule fast alle Fächer abwählen können, wie zum Beispiel Mathe, Physik, Fremdsprachen, Kunst, Musik etc..

Über das obligatorische Programm hinaus, konnten die Schüler an einem Workshop teilnehmen, wo sie ukrainischen Flüchtlingen helfen konnten, französisch zu lernen. Jeder konnte da hin gehen und helfen. Die Flüchtlinge haben sich in einem bestimmten Klassenraum versammelt und die Leute, die helfen gekommen sind, haben sich zu einer Person gesetzt und entweder vorgegebene Sachen unterrichtet oder sich selber Sachen ausgesucht, die sie erklären. Auch ich habe an diesen Workshops teilgenommen. Zuerst habe ich einer Frau alles übersetzt, was eine Lehrerin ihr gesagt hat, denn ich kann russisch und verstehe ukrainisch. In den nächsten Tagen durfte ich ohne die Lehrerin unterrichten. Und habe der Frau die Basics wie: ich heiße…, ich bin… alt usw., Zahlen, Wochentage, Monate, Pronomen, Obst, Gemüse, und die Verben “sind“ und “haben“ beigebracht. Dazu habe ich ihr eine lange Liste von Wörtern gegeben, die ins Russische vom Französischen gekommen sind. Sie fand das ganz interessant.

Die französische Schule hat mir gefallen und ich konnte einen guten Einblick in den Alltag dort bekommen. Auch das Leben im Internat war für mich auch sehr interessant und etwas, was ich in Deutschland nicht erfahren könnte.

Viele Kinder in Frankreich sind Pfadfinder, so wie meine Austauschschülerin. Ich war auch dabei und ich habe tolle Erfahrung gemacht. Sie übernachten im Zelt, machen sich das Essen am Lagerfeuer, marschieren und singen. Pfadfinder nehmen in Frankreich diese Aktivität sehr ernst. Außerdem geht Lia auch am Wochenende manchmal zur einer Rock’n’Roll Party. Rock’n’Roll ist ein paarweise getanzter Tanz. Es macht sehr viel Spaß.

Während meines Aufenthalts in Frankreich war ich auch auf einem französischen Festival namens Cléme carnaval des gais lurons, im Planetarium, eislaufen, im Kino, shoppen, im Museum, im Park, im Schwimmbad, im Kletterpark und noch an vielen andern Orten.

In den Ferien waren wir in der ersten Woche am Meer, in der Stadt Dinar. Außerdem habe ich noch mit meiner Gastfamilie Städte besucht, wie San Malo, Dino und außerdem Mont Saint Michel.

In der zweiten Woche der Ferien waren wir bei ihr Zuhause und haben uns mit ihren Freunden getroffen und waren auf einem Familienfest zu Ostern. Ostern feiern sie wie wir in Deutschland: die Kinder suchen Schokoeier, die ganze Familie isst zusammen und redet. Jedoch bekommt keiner Geschenke oder so. Wenn etwas geschenkt wird, dann nur Schokolade

Ein Unterschied zwischen Frankreich und Deutschland ist das Fest des ersten Aprils, denn in Frankreich werden als Streiche nur Fische gemalt und bei einer Person auf den Rücken geklebt und wenn die Person es erkennt wird ‘‘Poisson April!!!‘‘ gerufen.

Auf jeden Fall anders als in Deutschland mit allen möglichen Arten von Streichen. Dies war anfangs sehr komisch für mich, da ich nicht verstanden habe wieso sie nur Fischstreiche machen.

Andere Länder, andere Sitten…

Die Gastfamilie hat mich herzlich aufgenommen und mich wie ein Familienmitglied behandelt. Auch mit meiner Austauschschülerin Lia habe ich mich bestens verstanden und wir sind während der Zeit fast wie Schwestern geworden.

Mein Austausch ist perfekt abgelaufen und ich hatte eine tolle Zeit in Frankreich verbracht. Ich würde ein Schüleraustausch Jedem empfehlen, denn du lernst neben der Sprache und der anderen Kultur auch neue Menschen kennen und lernst auch dich selbst besser kennen, entwickelst die Selbstständigkeit und stärkst dein Selbstbewusstsein.

Das Brigitte-Sauzay-Programm ist sehr empfehlenswert. Über ihre Internetplattform kann man bequem passende Austauschschüler finden. Einen kleinen Zuschuss für die Austauschreise gibt es vom Programm auch.

Anastasias Oleksyuks, Mai 2022